Erläuterung zum Historischen Wappen der Stadt Filderstadt |
Die Filder
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Südlich von Stuttgart erstreckt sich die Filderebene, eine rund 16 km lange Ebene, die durch den Schurwald im Nordosten und den Schönbuch im Südwesten begrenzt wird.
Als Folge einer Zerrung der Erdkruste vor etwa 30-40 Mio. Jahren ist die Filderebene zwischen den auffallend parallel verlaufenden Rändern der beiden Keuperbergländern Schurwald und Schönbuch etwa 100 m tief eingesunken. Die Ursache für die Entstehung des so genannten "Fildergrabens" liegt letztendlich in großräumigen Bewegungen der Erdkruste wie z.B. der Auffaltung der Alpen.
Die Filderebene ist außerordentlich fruchtbar. Der Grund dafür liegt in der tiefgründigen Filderlehmdecke, einer Vermischung von Löß, Lößlehm und dem Verwitterungslehm des anstehenden Schwarzjura beta.
Die Bezeichnung "Filder" ist eine alte Bezeichnung für "Felder", d. h. offenes Land. In der Tat sind die Filder bereits seit 5000 v. Chr. besiedelt, früh wurde auch mit der Rodung der Filder begonnen, entsprechend gering ist der Anteil an Wald und Grünland, der sich auf Hanglagen und Täler beschränkt.
Die Filder waren lange Zeit eine der Kornkammern Württembergs, vor allem galten sie als "Vorratskammer der Residenzstadt Stuttgart". Die zahlreichen Mühlen im Körschtal und im Siebenmühlental bezeugen dies. Bekannt wurde die Landwirtschaft auf den Fildern vor allem durch den Krautanbau, der seit dem 18. Jahrhundert auch auf dem Feld betrieben und von den Filderbauern selbst vermarktet wurde.
Die einstige Spezialität der Filder, das Spitzkraut, ist heute weitgehend dem Rundkraut gewichen, da die Krautfabriken aus Gründen der rationellen Verarbeitung fast nur noch Rundkraut verarbeiten. Seit dem starken Rückgang der Krautfabriken haben sich die Landwirte den veränderten Marktgegebenheiten angepasst und bauen immer mehr Feingemüse an, das sie über den Stuttgarter Großmarkt, über Handelsketten, den Einzelhandel, auf Wochenmärkten und in zunehmendem Maße in eigenen Hofläden direkt an den Verbraucher verkaufen.
Obwohl die Filderebene heute ein dicht besiedelter Raum ist, wird sie trotzdem noch von der Landwirtschaft geprägt. Dies verdankt sie neben den genannten natürlichen Gunstfaktoren der günstigen Marktlage innerhalb der Region Stuttgart.
Da im 19. Jahrhundert die Eisenbahnlinien an den Fildern weiträumig vorbeigeführt wurden, siedelten sich so gut wie keine Industriebetriebe, vielmehr standen die Filder im Schatten der Landeshauptstadt Stuttgart.
Relativ spät, dafür aber um so vehementer, setzte seit den 1950er und 1960er Jahren die gewerblich-industrielle Entwicklung auf den Fildern ein. Entscheidend dafür waren die Betriebsverlagerungen aus der Innenstadt von Stuttgart an den Rand des Ballungsraums. Ein günstiger Faktor war der rasante Ausbau des Verkehrswesens, dazu gehörte die Einbindung der Filder in das überregionale Fernverkehrsnetz mit der Autobahn A 8, der Bundesstraße B 27 und dem Landesflughafen. Ein weiterer positiver Standortfaktor war der Ausbau der Forschungseinrichtungen wie der Universität Stuttgart-Vaihingen und der Universität Hohenheim sowie weiterer Forschungsinstitute.
Mit dieser Entwicklung einher ging gleichzeitig eine enorme Zunahme der Wohnbevölkerung. Hatten die fünf Stadtteile von Filderstadt 1945 gerade einmal 9.000 Einwohner, so waren es 1970 30.00, heute sind es bereits über 43.000. Die Gründe dafür waren die räumliche Nähe der Filder zur Landeshauptstadt Stuttgart und zu den Naherholungsräumen Schönbuch und Schwäbische Alb.
Auf den Fildern vollzieht sich heute der Umbruch von der Kulturlandschaft zur Stadtlandschaft, dessen Kernbereich Leinfelden-Echterdingen, Filderstadt und Neuhausen bereits zu einem Siedlungsband zusammengewachsen sind, das aufgrund seiner rasanten Entwicklung von Raumplanern als "Boomtown" bezeichnet wird.
Bedingt durch die Siedlungs- und Verkehrsentwicklung muss der Filderraum heute als ein hochbelasteter Landschaftsraum eingestuft werden. Flächendeckend hohe Schadstoffemissionen (vor allem Stickoxid- und Ozonkonzentrationen) sowie hohe Lärmbelastungen durch den Straßen- und Luftverkehr, Zerschneidung der Freiräume durch Straßen, Bahntrassen und Flughafen.
Der Entwicklungsdruck auf den Filderraum wird in Zukunft sicher nicht abnehmen. Die gute infrastrukturelle Ausstattung wird nach wie vor Wohnbevölkerung und Investoren anziehen. Als Stichworte seien hier nur genannt: Neue Fildermesse, ICE-Trasse und ICE-Bahnhof in Nähe des Flughafens im Rahmen des Projektes Stuttgart 21.
Um so wichtiger wird es sein, ein Entwicklungskonzept für den gesamten Filderraum zu entwickeln, das neben der Sicherung der wirtschaftlichen Entwicklung auch die Lebensräume für Menschen, Tiere und Pflanzen sichert und noch genügend hochwertige Böden für die landwirtschaftliche Nutzung ausweist.
Reiner Enkelmann